Henri Deparade

Malerei


  1. 1.September - 13 Oktober 2012

September 1 - October 13th 2012




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Pressetext zur Ausstellung von Christoph Tannert


Es ist unübersehbar, hier greift einer hinaus ins Kunsthohe und macht es sich schwer mit mythischen Visionen. Unter dem Titel „Verstummen des Marsyas“ bringt uns Henri Deparade diverse Lesarten des Marsyas-Mythos nahe, inszeniert als fesselndes Figurentheater.

Bekanntermaßen hatte Pallas Athene eine Doppelflöte geformt, diese dann aber weg-geworfen, weil sie die beim Flötenspiel notwendigen Lippenbewegungen als unschön empfand. Der Silen Marsyas fand die Flöte und vermochte dem Instrument Töne zu entlocken, die seine dionysische Fangemeinde, Nymphen, Hirten und Fellgestalten, zu-nehmend in Euphorie versetzten. Im Rücken sein berauschtes Publikum, meinte Marsyas schließlich, Apoll, den Kunstbeschützer und Musenvorsteher, herausfordern zu müssen. Der Wettstreit fand statt unter der Jurorentätigkeit von König Midas und den Musen. Zunächst wurde Marsyas als Sieger gesehen. Als Apoll, der anfangs nur mit seiner Leier aufgetreten war, aber seine goldene Kehle zum Einsatz brachte, schlug die Meinung der Fachleute um und Apoll wurde zum Sieger erklärt. Auf Bestrafung versessen, knüpfte Apoll daraufhin Marsyas an eine Fichte. Anschließend beraubte er den Tier-Menschen seiner Körperhülle. Der wilde Marsyas hatte es gewagt, einen Gott herauszufordern. Dieses Verbrechen musste bestraft werden. Im Verlaufe des Geschundenwerdens schließlich verwandelte der blutende Marsyas sich in einen Fluss, der seinen Namen trägt.

Für Henri Deparade sind aber weder Gewalt und Leiden Gegenstand seiner Kunst, noch treten Marsyas und sein Henker bildlich in Erscheinung. Es ist auch weniger der Gegensatz zwischen dem Wilden und dem Gesitteten oder zwischen Natur und Kultur, dionysischer und apollinischer Erkenntnis als vielmehr ein Mitleidsgefühl, das den Bildern eingeschrieben scheint. Henri Deparade folgt einem freien, harmonischen, am klassischen Menschenbild geschulten und die Augenblickslaunen limitierenden Verhältnis zur Linie. Farbe ist ihm ein subtil eingesetztes Nachhallpedal.

Es geht um Haut und persönliche Identität, Menschliches und Tierisches, den elenden, ohnmächtigen Gedärmesack, der es mit einer höheren Instanz aufnimmt. Jedes Bild dieses Zyklus ist ein aus der Linie geborenes Zellgewebe, das uns animiert, die gewendete Haut des Sartyrs in ihrer Vergegenständlichung der Beziehung von innerer und äußerer Welt zu interpretieren  und das Verhältnis von Körper und Verkörperung neu, also aktuell, ja möglicherweise „post-human“ zu betrachten. Das Verstummen des Marsyas impliziert darüber hinaus die permanente Angst des Künstlers, durch das Bloßlegen des Ichs nicht nur schutzlos, sondern gänzlich zum Schweigen gebracht zu werden.

Henri Deparades Bilder kreisen um das Sich-Artikulieren des Künstlers, seinen Schreckens-schrei und die gewaltsame Verbannung in die Sprachlosigkeit.

Ständig überlagern sich die Zustände und Atmosphären, als ob eine kognitive Dissonanz herrschte. Das Geformte und das Freifließende umkreisen einander, das Erfreuliche und das Unerfreuliche, Heiterkeit und Melancholie.


    Christoph Tannert


Press Release of Christoph Tannert


It's impossible to miss here: an artist has reached up into the heights of expression and grapples with mythical visions. Henri Deparade brings us various interpretations of the legend of Marsyas, portrayed in a compelling series of figures.


According to Greek myths, Pallas Athene made a double-piped reed instrument which she subsequently cast aside because she disliked the way she looked while playing it. The satyr Marsyas found the flute and played it expertly, to the increasing euphoria of his Dionysian fan base of nymphs, shepherds and furry friends. His intoxicated audience at his back, Marsyas decided to challenge Apollo, god of the arts and leader of the muses. The contest took place under the judgment of King Midas and the muses, and Marsyas was initially seen as the winner. But when Apollo, who had first only played his lyre, then sang in accompaniment, the jurors changed their mind and declared Apollo the victor. Intent on punishing Marsyas, Apollo pinned the satyr to a spruce tree and flayed him alive. Wild Marsyas had dared to challenge a god, and crime called for punishment. The blood flowing from the ravaged Marsyas became the river of the same name.


But neither violence nor suffering are the subject of Henri Deparade's art -- both Marsyas and his executioners are visibly present. It's also less the contrast between the savage and the civilized, nature and culture, or Dionysian and Apollonian perception, that is embodied within the paintings, but rather a sense of compassion. Henri Deparade entertains a free and harmonious rapport along this line, one schooled in the classical idea of man and keeping the whims of the moment in check. He deploys color subtly, as if it were his reverb pedal.


It's about skin and personal identity, both human and animal, about the miserable, helpless sack of blood and guts who takes on a higher authority. Every painting in this cycle is tissue born of this concept and encourages us to interpret the Satyr's disembodied skin through its objectification of the relationship between inner and outer worlds, to examine the relationship between body and embodiment anew, in a contemporary, or perhaps even a post-human, light. Furthermore, the silencing of Marsyas implies a permanent fear of the artist: that in laying oneself bare, one will be not only left defenseless but altogether extinguished.


Henri Deparade's paintings revolve around the self-articulation of the artist, his cry of dismay and violent exile into voicelessness. States and atmospheres overlap constantly, as if a cognitive dissonance was in command. The formed and the free-flowing orbit each other, pleasure and pain, gaiety and melancholy.



    Christoph Tannert



Vita - Henri Deparade


1972 - 1977 Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle „ Burg Giebichenstein“ (HfKD) im Studiengang Malerei und Grafik - universitäres Hochschuldiplom für Malerei

ab 1977 Atelier für Malerei und Grafik, seitdem Ausstellungen

1997 - 1978 Assistent im Studiengang Malerei an der HfKD Halle

1978 - 1980 Zusatzstudium / Aspirantur an der HfDK Hall im FB Malerei und Grafik

1980 - 1982 Assistent mit Lehrberechtigung im Grundlagenstudium an der HfKD Halle

1983 - 1985 Meisterschüler bei Prof. Willi Sitte an der Akademie der Künste Berlin bzw. HfKD Halle

1984 Preis für Malerei der Ausstellung „Junge Kunst“ in Alten Museum Berlin

1998 Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR somit auch Ausstellungsverbot

1991 - 1992 Oberassistent mit Lehrberechtigung an der HfKD Halle

seit 1992 Professor für Zeichnen und Malen bzw. Grundlagen elementarer Gestaltung an der HTW Dresden

seit 1995 Atelier für Malerei Grafik in Dresden; seither ca. 100 Ausstellungsbeteiligungen und ca. 80 Einzelausstellungen in Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz und U.S.A., Beteiligung an nationalen und internationalen Messen

2010 Preisträger des 1. Fränkischen Kunstpreis


Werke befinden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen in Deutschland, Österreich, Schweiz, U.S.A., Italien, Luxemburg und Belgien. Ausführung verschiedener künstlerischer Aufträge - unter anderem 2004 - Auftrag des Internationalen Währungsfonds in Washington „Porträt Prof. Dr. Horst Köhler (Bundespräsident a.D.)


Ausstellungen (Auswahl)


2012  Städtischen Museum Zwickau, E.A.

2012 „Verstummen des Marsyas“ Galerie cubus-m, Berlin E.A.

2011 „Metamorphosen“, Galerie Lehner E.A.

2011 Kunstverein, Coburg (Katalog) E.A.

2011 “Zwischen Aufruhr und Verbrechen: Der künstlerische Blick auf gewalttätige Frauen“ Galerie Artforum Amalienpark, Berlin G.A.

2010 „Köpfe“, Neuer Sächsischer Kunstverein Dresden e.V.“, Dresden G.A.

2010 Kunsthaus Schöne, Andernach E.A.

2010 CIGE 2010, Kunstmesse Peking G.A.

2009 Art-Expo, Mumbai G.A.

2009 Galerie Baumgartl, München E.A.

2009 Leonard Ruethmueller Contemporary Art, Basel E.A.

2009 Galerie Pius Müller, Zürich E.A.

2008 Kunstprojekt von BMW in Zusammenarbeit mit Andreas Baumgartel-Galerie, München, Berlin G.A.

2008 Art Center Berlin Friedrichstraße , Berlin E.A.

2008 Galerie Herrmann Gerlich, Salzburg

2008 Art Gallery der Nord LB, Hannover

2007 Otto-Galerie, München E.A.

2007 Künstler der Galerie, Galerie Anne Moerchen, Hamburg G.A.

2007 Galerie Pius Müller, Zürich E.A.

2006 Kunstverein Magdeburg, Magdeburg E.A.

2006 Galerie Tanner, Stuttgart E.A.

2006 „One Man Show“ auf der Art Karlsruhe mit der Galerie Tanner, Stuttgart E.A.

2005 Festspielausstellung, Foyer des Festspielhauses u.a. mit Baselitz, Lüpertz, Anzinger), Salzburg G.A.

2005 Galerie Beyer, Dresden E.A.

2004 Kunsthalle, Ahrenshoop E.A.

2004 Kunstverein Schloss Wiligrad, Schwerin G.A.

2004 Galerie Weitling, Salzburg E.A.

2003 The Hart Gallery Fine Art, Carmel U.S.A. G.A.

2003 Kunstverein Halle,Stadtmuseum Halle, Halle E.A.

2003 Galerie Sybille Nütt, Dresden G.A.

2002 „kunstwien“, Museum für angewandte Kunst, Wien G.A.

2002  The Hart Gallery Fine Art, Carmel U.S.A. G.A.

2002 Galerie Weilinger, Salzburg E.A.

2001 Kunsthalle im Artforum, Dresden E.A.

2001 Galerie Pohl, Berlin E.A.

2001 Große Kunstausstellung Düsseldorf, NRW, Kunstpalast, Düsseldorf G.A.

2000 Internationale Kunstmesse Dresden, Dresden G.A.

2000 Große Kunstausstellung Düsseldorf, NRW, Kunstpalast, Düsseldorf G.A.

1999 Galerie NO TRE, Berlin E.A.

1999 Große Kunstausstellung Düsseldorf, NRW, Kunstpalast, Düsseldorf G.A.

1998 Galerie im Cranachhaus, Wittenberg E.A.

1997 Galerie Walther Ehrler, Frankfurt a.M. E.A.

1997 Große Kunstausstellung Düsseldorf, NRW, Kunstpalast, Düsseldorf G.A.

1996 Galerie Hebeck, Weimar E.A.

1996 Sommerausstellung Galerie Döbele, Dresden G.A.

1995 Kunstverein Hall, Hall G.A.

1995 Galerie der Deutschen Werkstätten Hellerau, Dresden E.A.

1994 Galerie im Schloss, Roth E.A.

1993 Otto-Richter-Kunsthalle, Würzburg E.A.

1993 Große Kunstausstellung Düsseldorf, NRW, Kunstpalast, Düsseldorf G.A.

1992 Künstler aus Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, Trier G.A.

1992 Kunstschau Sachsen-Anhalt I und II. (1994), Halle G.A.

1991 Galerie im Regierungspräsidium, Halle E.A.

1991 Köln - Interart, Galerie Reich, Köln G.A.

1989 „Stand der Dinge“, Frankfurt/Oder G.A.

1988 Ankäufe der „Sammlung Handzeichnungen in der DDR“, Gera G.A.

1987 Galerie der Universität Leipzig in der „Moritzbastei“ E.A.

1985 Galerie des Künstlerbundes Im Marktschlösschen E.A.

1984 „Junge Kunst“ Altes Museum, Nationalgalerie, Berlin G.A.

1983 IX. Kunstausstellung der DDR und X. (1987) G.A.

1983 Atelier I und Atelier II (1985) G.A.

1981 Galerie Kunst der Zeit, Halle G.A.

1981 „12 Giovanni Artisti Grafici“ Galleria Bevilacqua La Masa, Venedig G.A.

1979 Ausstellung des Bezirkes Halle G.A.

1978 Ausstellung der Kunsthochschule“Burg Giebichenstein“, G.A.



Bilder der Ausstellung